Warum du dich über Unebenheiten und Kratzer auf deiner neuen Tasche freuen kannst

Stell dir folgendes Szenario vor. Du hast nach langer Suche endlich die perfekte Tasche gefunden und sie nach reiflicher Überlegung bestellt. Du wartest sehnsüchtig auf den Paketboten und bist voller Vorfreude als das Päckchen endlich bei dir ankommt. Du packst die Tasche aus und freust dich über deine neue Errungenschaft. Auf den zweiten Blick aber bemerkst du eine kleine Unebenheit oder einen kleinen Kratzer auf deinem neuen Lieblingsstück. Du denkst dir, dass die Tasche ja nicht „Neu“ sein kann und schickst sie mit der Bitte um Umtausch zurück.

Diese Vorgehensweise ist vollkommen verständlich und nachvollziehbar. Wir wollen dir aber in diesem Post zeigen, dass es auch anders geht und man sich sogar über kleine Kratzer und Unebenheiten auf seiner Tasche freuen kann, denn sie sind ein Zeichen für die Qualität des Naturleders.

Wir sind makellose Taschen und Lederaccessoires gewohnt. Sie behalten auch nach längerem Gebrauch ihre Form, verblassen nicht und lassen sich leicht abwischen. Sie sind ebenmäßig und eine Tasche gleicht der anderen.

Aber warum ist das so?

Die Erklärung dafür ist ganz einfach: Die Lederindustrie ist ganz schön einfallsreich wenn es darum geht Massenware herzustellen, die den hohen Kundenanforderungen standhält und es sogar erlaubt auch minderwertige Rohmaterialien zu echten Glanzstücken zu verwandeln. So werden in der konventionellen Lederherstellung viele Chemikalien eingesetzt, die das Leder wiederstandfähiger und optisch gleichmäßiger erscheinen lassen. Natürliche Merkmale des Leders werden mit Prägemustern oder einer Plastikschicht einfach überdeckt. Das hat zur Folge, dass Konsumenten oftmals nicht mehr wissen, wie natürlich und pflanzlich gegerbtes Leder überhaupt aussieht und was für Merkmale es im Idealfall aufweist.

Wie sieht also naturbelassenes Leder ohne Chemikalien und künstlich aufgebrachte Plastikschichten aus?

Pflanzlich gegerbtes Leder ist licht- und fleckempfindlicher als herkömmliches Leder und kann Kratzer, Unebenheiten und Stiche aufweisen. Es ist offenporiger, etwas aufwändiger in der Pflege und verändert sich mit der Zeit. Schlichtweg haben ökologisch gegerbte Häute einfach mehr Naturmerkmale. Kratzer, Bienenstiche, Schürfwunden – alles was das Tier im Laufe seines Lebens erlebt, hinterlässt natürlicherweise auch Spuren auf der Haut.

Wir haben uns bewusst dazu entschieden diese Merkmale nicht künstlich zu verstecken. Unsere Häute werden nicht mit einem Standard Muster überprägt oder mit Kunststoffen versiegelt. Denn wir sind der Meinung, dass man die Natürlichkeit nicht verstecken muss.

Als wir angefangen haben Lederaccessoires herzustellen sind wir nach und nach immer tiefer in die Materie der Lederherstellung eingetaucht. Wir wollten wissen, wie genau aus einer Rohhaut ein konserviertes Stück Leder wird. Wir haben uns Gerbereien angeschaut und den Produktionsprozess begleitet. Eines können wir sagen – in einer Lederhaut stecken tausend kleine Arbeitsschritte und wenn man sich das mal bewusst macht, erhält das Material Leder noch mal eine ganz andere Bedeutung. So fasziniert wir auch von diesem Werkstoff sind, so erschreckend ist auch wie die Lederproduktion in anderen Teilen der Welt aussieht.

Der Großteil des angebotenen Leders auf dem Markt kommt aus Asien. Dort werden unter menschen- und tierunwürdigen Verhältnissen Lederhäute verarbeitet. Die Löhne sind extrem niedrig, Umweltauflagen oder Arbeitsschutz sind Fremdwörter und krankheitserregende Chemikalien werden im Übermaß verwendet und einfach in die Flüsse abgeleitet. Schaut man sich Dokumentationen oder Berichte zur Lederherstellung in Indien und Bangladesh an, wird man mit verstörenden Bildern und Infos konfrontiert. Als wir diese Bilder zum ersten Mal gesehen haben, waren wir fassungslos und wirklich schockiert darüber, dass so etwas tatsächlich möglich ist. Ein wirklich empfehlenswerter Beitrag zu dem Thema ist die Doku „ZDF 37° Gift auf unserer Haut“. Zu finden in der ZDF Mediathek oder auf YouTube.

Vielleicht kostet die Tasche aus herkömmlichen Leder nur einen Bruchteil von einer nachhaltig hergestellten Variante, den wahren Preis dafür zahlen jedoch andere.

Wir wollten einen anderen Weg einzuschlagen. Unsere Partnergerbereien in Deutschland sind der Beweis dafür, dass ein umwelt- und tierschutzbewusster Umgang mit dem wertvollen Werkstoff Leder möglich ist. Frei von schädlichen Chemikalien und unter fairen Arbeitsbedingungen, fertigen sie für uns in aufwändiger und langwieriger Arbeit, naturbelassenes Leder, wie es sein sollte. Diese Sorgfalt auf allen Ebenen hat ihren Preis und wir sind der Meinung, dass dieser auch voll und ganz gerechtfertigt ist.

Also freue dich mit ganzem Herzen über jedes Naturmerkmal was du an deinem pikfine Produkt findest. Denn das macht jedes Stück zu einem natürlichen Unikat! Zu DEINEM Unikat!

Wenn du mehr über unser verwendetes Leder wissen möchtest, dann schau doch gerne in unserer Materialrubrik vorbei.

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